Antrag / Anfrage "Situation nicht-heterosexueller Jugendlicher im Märkischen Kreis", Jugendhilfeausschuss, 2. Juni 2015

Veröffentlicht am 20.05.2015 in Kreistagsfraktion

In der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 10.03.2015 hat die SPD-Kreistagsfraktion MK angefragt, ob es möglich sei, eine/n Mitarbeiter/in der Fachberatungsstelle „gerne anders!“ in die heutige Sitzung des Jugendhilfeausschusses einzuladen. Zielsetzung dieser Anfrage war, den Mitgliedern des Ausschusses mit Hilfe eines/r Fachreferenten/in die besondere Situation nicht-heterosexueller Jugendlicher im Märkischen Kreis näher bringen zu lassen.

 

Die schriftliche Antwort der Verwaltung vom 16.04.2015 bezieht sich bedauerlicherweise auf eine andere Fachstelle mit anderen Zielgruppen, nämlich auf die „Fachstelle für LSBT* Jugendarbeit in NRW“ (Landesgeschäftsstelle des Schwulen Netzwerks NRW). Diese unterstützt und stärk vorhandene Initiativen & Gruppen von jungen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*Menschen, wenn diese vorhanden sind. Dort wo es keine Angebote gibt unterstützt die Fachstelle bei der Initiierung.

 

Die von der SPD-Kreistagsfraktion in der letzten Ausschusssitzung ausdrücklich und mehrfach genannte NRW-Fachberatungsstelle „gerne anders!“ unterstützt Fachkräfte, Einrichtungen, freie Träger und Kommunen darin, junge Lesben, Schwule und Bisexuelle verstärkt als Zielgruppe der Jugendarbeit/Jugendhilfe in den Blick zu nehmen, bedarfsgerechte Angebote für sie zu gestalten, Zugangsbarrieren bei bestehenden Angeboten abzubauen und Maßnahmen zum Abbau gegen Heterosexismus und Homophobie zu ergreifen.

 

Die Sensibilisierungs- und Fortbildungsangebote der NRW- Fachberatungsstelle „gerne anders!“ richten sich an haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen bei öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, in Jugendverbänden, Jugendeinrichtungen, Jugendberatung und Jugendpolitik. Zielgruppe sind also MitarbeiterInnen der Jugendarbeit/Jugendhilfe, der Träger, der Verwaltung und der Politik.

 

Vor diesem Hintergrund beantragt die SPD-Kreistagsfraktion die Aufnahme des Tagesordnungs-punktes „Situation nicht-heterosexueller Jugendlicher im Märkischen Kreis“ für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 2. Juni 2015 und bittet um die Beantwortung folgender Fragen in der Ausschusssitzung:

 

  1. Welche speziellen (Unterstützungs-)Angebote gibt es im Märkischen Kreis für nicht-heterosexuelle Jugendliche und deren Familien?

  2. Liegen in den Jugendeinrichtungen im Kreis Informationsmaterialien zu gleich-geschlechtlichen Lebensformen und besonderen Angeboten für nicht-heterosexuelle Jugendliche aus? Können die MitarbeiterInnen betroffenen Jugendlichen weiterhelfen, etwa mit Kontaktdaten von Beratungsstellen, Internetadressen, etc.?

  3. Gibt es im Fachbereich Jugend und Bildung oder bei freien Trägern AnsprechpartnerInnen, die sich speziell mit sexuellen Vorurteilen, Homophobie und Heterosexismus sowie den besonderen Lebenssituationen von nicht-heterosexuellen Jugendlichen beschäftigt haben? Gab oder gibt es entsprechende Fortbildungsveranstaltungen?

  4. Gibt es einen Austausch / eine Zusammenarbeit der Jugendämter im Märkischen Kreis in diesem Bereich?

 

Mit Blick auf die eingangs genannten Zuständigkeiten der NRW-Fachberatungsstelle „gerne anders!“ bitten wir, für diese Sitzung eine/n Referenten/in der NRW-Fachberatungsstelle „gerne anders!“ einzuladen. Sollte das nicht möglich sein, beantragen wir dies für die Sitzung des Jugendhilfe-ausschusses am 15.09.2015.

 

 

Begründung:

 

Bereits im Jahr 2003 beschloss die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter: „Sexuelle Orientierung ist ein relevantes Thema der Jugendhilfe“.

 

Gemäß § 1 (3) SGB VIII ist die Jugendhilfe verpflichtet, junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen.

 

§ 4 des dritten Ausführungsgesetzes KJHG NRW sagt dazu: „Bei der Ausgestaltung von Angeboten …sollen (Träger der öffentlichen & freien Jugendhilfe) unterschiedliche Lebensentwürfe, sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten als gleichberechtigt anerkennen.“

 

Die Jugendhilfe ist damit auch aufgefordert, das Thema sexuelle Orientierung von jungen Menschen und ihren Eltern als einen wichtigen Aspekt in ihren Angeboten und Maßnahmen aufzugreifen.

 

Im Märkischen Kreis gibt es laut Bevölkerungsstatistik (Zensus 2011) rund 62.450 Jugendlichen im Alter von 14 bis einschließlich 26 Jahren. Ausgehend davon, dass 5-10% der Menschen schwul/lesbisch sind, leben im Märkischen Kreis zwischen 3.123 (5%) und 6.245 (10%) junge Lesben und Schwule. Häufig sind junge nicht-heterosexuelle Menschen in der Jugendarbeit nicht sichtbar, weil sie Orte, an denen sie Beschimpfungen befürchten ("schwul" wird unter Jugendlichen als Schimpfwort oder Synonym für etwas Falsches, Defektes benutzt) meiden.

 

Nicht-heterosexuelle Jugendliche leiden vielfach unter Vorurteilen und Ablehnung. Sie müssen sich stärker als heterosexuelle Jugendliche mit dem Widerspruch zwischen den eigenen Gefühlen und den gesellschaftlichen Normen auseinandersetzen. Isolation, Ausgrenzung, Ablehnung, Einsamkeit, Essstörungen, erhöhte Suizidgefahr, Störungen im Sozialverhalten und ein vermindertes Selbstwertgefühl sind mögliche Folgen für nicht-heterosexuelle Jugendliche - besonders in ländlichen Regionen. Gerade dort ist deshalb professionelle Unterstützung gefragt, wenn Jugendliche aus der Anonymität heraustreten wollen.

 

Das Land NRW hat dies erkannt und fördert daher u.a. das Modellprojekt „together niederrhein“. Im Rahmen dieses Modellprojektes wurden beispielsweise im Kreis Kleve Beratungs- und Freizeitangebote für die Zielgruppe initiiert und organisiert.

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